Fr. 19 Aug. 2011
So. 14 Aug. 2011
Sie putzt ihre Brille, schüttelt die Federn, schüchtert die Hausmaus ein und flattert, trippelt, wischt und schnipselt so vor sich hin bis zum letzten Tram und noch ein bisschen in die Ruhe hinein, lässt den Regen rauschen und die Blitze über dem Weissenstein zucken.
Fr. 12 Aug. 2011
Bei mässigem Wind kann mit Schirmen angebaut werden.
In einem Landstrich, wo natürlicher Schatten am Strand gleich null ist und die Winde aus allen Richtungen daher fahren, entwickeln die Menschen erstaunliche Fähigkeiten, sich ein kühles Plätzchen zu schaffen. Da werden Sonnenschirme tief gestellt, ihr Gestänge eingebuddelt und mit Meerwasser im Sand eingeschwemmt, so dass nur noch ein darunter Kriechen möglich ist oder die Schirme werden wie bunte Räder in den Wind hinter einen feuchten Sandwall gelegt. Trotzdem macht sich immer wieder einer selbständig, rollt und hüpft wild dem Strand entlang. Da braucht es Mutige, die diesen textilen Stier an den Hörnern der Stange packen, ihn hurtig zuklappen und den Besitzern übergeben: „Merci, merci beaucoup!“ Manche Familie (meist aus dem Ausland) montiert eine Strandmuschel. Mit dem Gewicht einer fünfköpfigen gelingt es, diese bei einem der hundert camarguaisischen Winden auf dem Boden zu halten.
Merci, merci beaucoup! Sie haben es erraten: Familie Blogk hat ihr eigenes, seit Jahrzehnten bewährtes, selbstverständlich unwettertüchtiges Beschattungs-System. Ich war die Ur-Beschatterin, beschattete (sicher oft zum stillen Ärger der sonnenhungrigen Familienmitglieder) mit jedem Fetzen Schnufp-, Hals-, Lein-, Tisch-, Kopf-, Bade-, Geschirrtuch, einigen Stecken, etwas Schnur optimal. Inzwischen sind meine Töchter diejenigen, welche mit ausgebreiteten Armen in leichten Sommerröcken die Windrichtung bestimmen, um dann präzis und blitzschnell unser Sonnensegel auf den Wind zu legen, die mächtigen Sandhäringe einschlagen, die Schnüre richten und dafür zu sorgen, dass die Verankerung markiert ist, damit niemand darüber stolpert.
Das abendliche Zusammenfalten der „Plache“ ist eine Wissenschaft für sich, und jemand muss das Kommando übernehmen, damit sich die Schnüre nicht verheddern und die orange „Wurst“ samt Metallstangen, Häringen und Hammer in den schmalen Zeltsack passt.
… und für nächstes Jahr brauchen wir dringend neue Häringe …
So. 10 Juli 2011
Eines ist sicher, um unsere Feriendestination beneidet uns niemand in meinem Bekanntenkreis. Nie sauber gekämmt, kaum gebügelt, Sand zwischen den Zähnen und im Bett, kein Internet und kaum eine aktuelle ausländische Tageszeitung, zurückgeworfen auf das Lokalblatt „Midi Libre“. Dazu die Menschenmassen, meist Franzosen, nicht besonders höflich, dazwischen einige lange Holländer. Was mich nun schon mit Kindeskindern in diese Öde treibt, weiss ich nicht genau, bin ich doch weder Reiterin noch Flamenca. Die spanischen Stierkämpfe, welche hauptsächlich für die Touristen, immer häufiger in den Arenen des Deltas gezeigt werden, sind mir zuwider. Jeden Juli kommt der Moment, wo ich denke, dass ich das Packen diesmal nicht schaffe, dass es noch zuviel zu erledigen gibt und man sich bei diesem höllischen Strassenverkehr auch nicht auf die schönstbenannte Autobahn, Autoroute du soleil, begeben sollte, besser zu Hause im Garten auf die ersten Bohnen … und die Nektarinen sind im Orangen Riesen viel billiger als im Süden.
Je nu – Allez!
Fr. 1 Juli 2011
Ich hätte dezidiert ja sagen sollen, als mein Bürokollege fragte, ob mich der Ventilator störe. Acht Stunden umwirbelt zu werden von altem Haus- und Bücherstaub konnte ich noch nie ertragen, ohne krank zu werden. Ventilatoren, möglichst grosse, scheinen Männern besonders zu gefallen. Ich kenne jedenfalls keine Frau, die sich am ersten heissen Sommertag so ein Ding auf den Schreibtisch stellt. Einmal arbeitete ich neben einem Mann, der einen blauen Ventilator in Penisform ins Büro brachte. (Er wurde später aus anderen Gründen entlassen).
Ein Kollege hat sich zusätzlich zu dem auf dem Schreibtisch, auch noch einen Ventilator zu seinen Füssen eingerichtet. 355 Tage im Jahr sind die Ventilatoren damit beschäftigt, einem überall den Platz zu versperren, in oder auf ihren voluminösen Verpackungen.
Ich weiss, ich bin selber schuld, dass meine Augen tränen, mein Hals weh tut und ich huste wie ein Ross. Für solche Fälle hat mir mein Vater seine Taschentücher hinterlassen, gross wie eine Kinderwindel. Ha-ha-ha.hatschi!
Fr. 24 Juni 2011
Schon der Name war umwerfend! Wer hiess im Dorf zwischen Gürbe und Stockhorn schon Hannelore? Sie war ein Jahr älter als ich und die absolute Schulhauskönigin. Lange vor den anderen trug sie Strumpfhalter und „dünne“ Strümpfe, zupfte sich die Augenbrauen und liess sich im Chemieunterricht eine Strähne Blond in ihren braunen Bubikopf färben. Wir anderen trugen meist zwei Zöpfe, wenn’s hoch kam einen Pferdeschwanz. Bis zur Strähnchenmode sollten noch Jahrzehnte vergehen. Hannelore sah einfach super aus mit ihrem dunklen Teint und ihren weissen Zähnen. Kein Wunder wurde sie ausgewählt, für „Pepsodent“, die damalige In-Marke bei den Zahnpasten, Werbung zu machen. Sie erzählte das beim Umziehen in der Garderobe und ermunterte uns, da auch mitzumachen. (Für mich kam das nicht in Frage, denn ich hatte einen angeschlagenen Schneidezahn).
Alle Mädchen wollten mit Hannelore in die Pause gehen, hatte sie doch immer etwas Unglaubliches zu erzählen, dazu teilte sie ihr riesiges Pausenbrot, mit Butter bestrichen und Zucker bestreut, mit den Kameradinnen.
Di. 31 Mai 2011
Er schnallt seine Beinprothese ab, legt sie neben die Treppe und deckt sie sorgfältig mit seinem braunen Badetuch zu. Nun sieht sie aus wie ein schlafendes Baby. Der Einbeinige macht einen leichten Hüpfer, taucht kurz ein ins kühle Wasser und schwimmt, nun unbehindert, zu seinen Freunden, die sich lachend über den gestrigen Jassabend unterhalten. So früh am Morgen gehört das Bad für einige Stunden den Alten. Seit ihrer Kindheit verbringen sie den Sommer im und um den Weiher. Ja, früher, da stieg man bei 16° ins Wasser, aber heute müssens, der alten Knochen wegen, schon 18 sein.
Ich vergesse meine Sandalen unter einer Bank, die inzwischen von drei zerbrechlichen alten Frauen in weissen Sonnenhüten besetzt ist. „Gerade wollte ich Ihnen die Schuhe bringen,“ sagt die mit der kecken Sonnenbrille. Einen Moment wundere ich mich, dass sie weiss, wem die Roten gehören, aber dann ist mir klar, dass sie die Schuhe der übrigen Badegäste alle kennt.
Mo. 30 Mai 2011
Nie hätte ich geglaubt, dass man durch einen Maschendrahtzaun so viele Geschichten erzählt bekommt. Als ich im Frühling mit den Gartenarbeiten begann, gingen mir die ständigen Kommentare der Passanten ein bisschen auf die Nerven und ich nahm mir vor, den Zaun blickdicht zu begrünen. Die Schnecken taten sich dann aber an den Winden-, Reben- und Bohnensprösslingen gütlich und übrig blieb nur …
… das Geissblatt – von Sichtschutz keine Spur. Die Leute gehen hin und her, von und zur Tramhaltestelle, bleiben weiterhin stehen und erzählen mir ihre Geschichten durch die Maschen. Sie erinnern sich an Gärten, die sie selber einmal hatten und verloren, von der Arbeit, die sie einmal hatten und verloren, von der Gesundheit, die sie hatten und verloren, von den Hunden, Katzen, Kindern, die sie hattent und verloren. Seitdem die Blätter und Stängel spriessen und wachsen gibt es keine Ratschläge mehr, sollte ich aber dann …
… Rhabarber, Stangenbohnen oder Himbeeren zuviel haben,
man wäre dann schon Abnehmer.
Do. 26 Mai 2011
Den diesjährigen Aprilscherz in meiner Tageszeitung habe ich nicht als solchen erkannt. (Die Familie durfte lachen: ha, ha). Manchmal kann ich Scherz nicht von Ernst untertscheiden, das stimmt. Gestern z.B. dachte ich zuerst an einen Scherz, bis ich verstand, dass es ernst …
Auch wenn der Briefträger gar keine Post dabeihat, erscheint er beim Kunden.
Was tut er denn ohne Post? Er schaut nach den Betagten und Gebrechlichen, checkt eine Befindlichkeitsliste für die Angehörigen ab (Fr. 4.90), um diesen dann Bericht zu erstatten. So ein beglückendes Winwin: die Einsamen sind nicht mehr einsam und freuen sich von Vormittag zu Vormittag auf den Besuch des Briefträgers. Für das unterbeschäftigte „Zustellpersonal“ sei das neue Tätigkeitsfeld ein „willkommenes Geschenk“, ausserdem müssten so wegen der neuen Sortiermaschine und den Mails statt Briefen und Postkarten nur 250 Stellen abgebaut weden.
Vorläufig sieht die Spitex in den Briefträgern noch keine Konkurrenz. Sollte die postalische Betreuung dann das Anziehen der Stützstrümpfe, das Einsetzen der Gebisse, den Gang zur Toilette, das Lüften der Wohnung, das Giessen der Blumen usw. überschreiten müsste man allerdings eiligst über die Bücher. Das Zielpublikum sei zwar zahlreich, aber so mirnichtsdirnichts überlasse man es nicht der Post.
Und was sagen die Boten und Botinnen zu diesen neuen Aufgaben?
Xaver Y.: „Ich hoffe, dass ich wieder Zeit haben werde, aufs Klo zu gehen, wenn ich muss, denn von oben wurde in den vergangenen Jahren verordnet, dass wir ausgeschissen zur Arbeit erscheinen.“
Fr. 20 Mai 2011
Dä Chätzer het mi agfalle ohni Vorwarnig, het my Hals ine isige Ring gklemmt, über mim lingge Ohr e chalt brönnegi Flamme la läue u mer dr Chifer zuegschrubt. Dr Sidian het mi weder la lige no la hocke (stadtbärnisch „sitze“), verschwige de la schlaafe. Nüt hani me chönne mache. Im Garte het sech ds Gjät usbreitet u i dr Wohnig dr Stoub. Ke Wunger, das es mit däm Blog nid witer isch ggange.
Mi. 4 Mai 2011
Bevor ich an der Haltestelle aussteige, schaue ich verwundert meine linke Hand an. Sie trägt nichts! In der rechten schwenke ich mein zitronengelbes Spezial-Znünitäschchen, ein Geschenk von meiner fürsorglichen Schwester Rosy. Eine leere Hand mitten in der Woche, da ist doch etwas nicht in Ordnung! Es dauert einen Augenblick, bis ich weiss, dass meine schwarze Ledermappe fehlt. Habe ich sie in der Bank stehen gelassen? Nein, im abendlichen Gedränge stiess ich damit noch eine Frau im Tram – Exgüseeentschuldigung. Dann bin ich umgestiegen, schon mit genügend Händen. Die Papiere, die Listen und Notizen zu „meinem“ Lexikon, wenn die nun alle futsch wären.
„Es besteht eine Chance“, beruhigt mich Herr Fasel von Bernmobil. Er gehe der Sache nach, wolle mir in einer halben Stunde berichten.
Nun ist alles gut, die Mappe übernachtet wohlverwahrt im Tramdepot. Herr Fasel schaut persönlich, dass ich sie morgen um Neun im Infocenter von Bernmobil abholen kann. Dieser nette Mensch!
Mi. 4 Mai 2011
Die Alphorndrechsler, -fräser, -schmirgler lasse ich rechts liegen, werfe nur einen kurzen Blick auf die silbernen Rosenbroschen für die Bernertracht, verweile auch nicht bei der Trachtenschneiderei, wo das Bügeleisen dampft und gehe direkt zu den Platzgern. Nicht weit gefehlt, und der Senior aus Steffisburg (Verein Berner Oberland) hätte mich mit seiner Leidenschaft für diesen archaischen Sport, es braucht dazu Lehm, Holz, Eisen und vollste Konzentration, zum neuen Vereinsmitglied gemacht. Nur mein volles Altersprogramm hindert mich an einem Beitritt. Aber nun raus aus der Traditions-Halle hinüber zum Grossvieh.
Auf ein Gastland an der BEA wird heuer verzichtet, man hat ja so wunderschöne eigenen Gegenden wie das Emmental, da muss man doch nicht in die Ferne schweifen.
Um so erstaunter bin ich, beim Grossvieh etwas Ausländisches anzutreffen: das Texas Longhorn. Diese, in der Schweiz noch einzigen Rinder (irgendwo gibt es noch ein Kuhkalb) samt Besitzer (Cowboy mit Hut) aus dem baslerischen Buus sind bei uns zu Gast. Mir gefallen die Tiere ausnehmend gut, immer besser, je mehr der Cowboy ins Schwärmen gerät. Die Texas-Longhorn-Kuh ist eine „freine“ Mutter, lernfähig, intelligent, zutraulich, anpassungsfähig, widerstandsfähig, genügsam, langlebig, leichtkalbig, schaut wunderbar zum Kalb, ihr Fleisch ist fett- und kolesterinarm und sie hat wunderschöne, bis zu 2 Meter lange Beine Hörner. Der Cowboy ist zusammen mit mir, von so viel Qualität hingerissen. Ich hätte sehen sollen, erzählt er, wie geduldig und lieb dieses hier ausgestellte Muttertier beim Fotoshooting für den Bauern-Erotikkalender mitgemacht hatte. Stundenlang habe sich das Model in den verschiedensten Posen angelehnt. Die Texanerin habe es gelassen genommen. Nur meine begrenzten Platzverhältnisse hindern mich daran, das nächste Kuhkalb zu bestellen. Geschlachtet werden die Reinrassigen noch nicht, denn dafür sind es noch viel zu wenige hier im Land. Aber mit dem Texas-Muni werden natürlich andere Rassen gekreuzt und das gibt dann das Leckere für den Teller.
Sa. 30 Apr. 2011
(Aus einem Foto von Dylan Martinez, 29.04.2011)
Weshalb man heute noch über die Kabel von Staubsauger und Bügeleisen stolpert? Ich habe gestern alles liegen lassen und mich für mindestens ein Jahr mit „Royalem“ eingedeckt. Seitdem mein Coiffeur mit seinem Team so effizient arbeitet, bleibt keine Zeit mehr, in den Klatschheftchen zu blättern, habe also die totale Nullahnung, was da über mir alles läuft, wermitwem, werschwangervonwem, werneuenaseoderbusen, werwokindadoptiert, werwenwegenwemverlassen …
Die echte Hochzeit war ja todlangweilig – mit einem einzigen Lichtblick (Bild Nr. 40).
Erst heute, nachdem von den Medien eine Menge raus- und zusammengeschnitten wurde, erhält das gekünstelt Ganze ein bisschen Leben. Z.B. die royalen (wird sicher noch Wort des Jahres) beiden Hurtig-Küsschen wirken aneinander gereiht fast herzig.
Was ich auch schön fand war, wie Samantha Cameron die ganze Downigstreet mit Fähnchen schmückte, für alle Kuchen gebacken hat und eigenhändig Stühle und Tische auf die Gasse rückte, damit das ganze von Sparprogrammen gebeutelte Volk „umfassend feiern“ konnte.
Das Positive an diesem ganzen Geroyel: ich habe, diesmal nicht durch einen Krieg in unbekannten Gebieten, etwas gelernt. Schöne Spitzen gibts nicht nur in Sankt Gallen. Dank den Näherinnen, die folgsam ihre Hände alle dreissig Minuten waschen gingen und die Nadeln alle drei Stunden wechselten, blieb das Hochzeitskleid blü-ten-rein. (Der Bund, 30.04.2011)
So. 24 Apr. 2011
In meiner Kindheit waren die Ostereier rar, und selbst Erwachsene verteidigten ihre Nester wie die Adler. Nur in ganz seltenen Fällen wurde ein Ei verschenkt.
Bereits vor Jahrzehnten nahm ich mir vor, immer auch einige Ostereier für Nachbarn und Freunde zu färben. Seit beinahe vierzig Jahren gibt es bei mir die Offene Karfreitagstür, wo alle, die Zeit und Lust dazu haben, Ostereier färben können.
Heuer musste ich die Kräuter einmal nicht unter dem Schnee hervor klauben.
Es ging auch ohne Hundekot am Turnschuh, da im Garten eine reiche Auswahl an Grünem vorhanden und ich nicht auf die Waldränder angewiesen war.
Die natürlichen Farben – Rinde, Blütenblätter, Samen, Läusepänzerchen – kaufte ich auf Anraten des integrierten Hausmeisters bereits im März. Die Vietnamesinnen hier im Haus, sie verpacken Eier aus der Region, besorgten uns solche ohne Stempel.
Und so sind sie geworden:
So. 17 Apr. 2011
An der Sonntagsschule gefiel mir besonders die Schuhschachtel der Sonntagsschullehrerin Frau Strahm. Wer am meisten Bibelsprüche, angefangen bei A möglichst bis Z, aufsagen konnte, durfte sich daraus ein Geschenk auslesen: Federhalter, Bleistift, Gummi, Notizblock oder als Superpreis ein Fläschchen schwarze Tusche. Ich erhielt die Tusche. Die Sprüche hängen seit Jahrzehnten wie Kletten an mir, und es kann gut sein, dass ich als Greisin wieder ein biblisches ABC aufsagen werde und dann die Tusche aus der Trucke will.
Heute kam ich aus dem Garten mit einem Armvoll erster Rhabarberstängel. Beim Lift begegnete mir eine Bewohnerin, die bei der Hetze gegen meinen Schweigersohn, dem damals neuen Hausmeister, kräftig mitmischte. Wir haben damals alle sehr unter diesen Verleumdungen gelitten.
„Oh, dieser schöne Rhabarber! Wir lieben Rhabarber! Rhabarberkuchen, Rhabarberschnittli, Rhabarberkompott. Ich habe gesehen, dass in Ihrem Garten viel davon wächst. Bevor Sie sie dann wegschmeissen, kaufe ich Ihnen ein paar Stängel ab.“ „Hier, bitte, nehmen Sie diese.“
„Danke, ich gehe und mache schnell ein Rhabarberchuechli. Gehen Sie nur zuerst in den Lift. Sie müssen ja bis in den Sechzehnten.“
Das Chuechli wird auch der Tochter der Nachbarin schmecken, welche meinem Schwiegersohn Zettel mit Beschimpfungen an die Wohnungstür klebte.
Ja, Gottfriedli, was sagt das Buch der Bücher dazu? G-eben ist seliger denn Nehmen? Nein, treffender mit Salomo unter W:
Wenn dein Feind hungert, gib ihm zu essen; dürstet ihn, gib ihm zu trinken. Wenn du das tust, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln.
Es gibt auch Hitzeunempfindliche, damit muss gerechnet werden.
Mo. 11 Apr. 2011
Darf man sich in Zeiten, wie diesen, mit Kleinigkeiten befassen? Ich tue es hier, weil auch Kleinstes dazu gehört, (wie die Flöhe und die Wanzen bei Goethe).
Vor einem Jahr berichtete ich von meiner Korrespondenz mit der Infoline des Orangen Riesen. Ich wollte, dass es die Konfitüren wieder in Nachfüllbeuteln zu kaufen gibt. Daraufhin teilte man mir mit, dass es nur noch Gläser gebe. Das Produkt in den Beuteln weise Qualitätsprobleme auf.
Seit einigen Tagen stehen beim Orangen Riesen wieder Nachfüllbeutel im Regal.
Natürlich werde ich immer noch die selbstgemachte Konfitüre kaufen, die mir am Weg angeboten wird, wie z.B. hier bei einer Waldhütte auf dem Langen Berg
Inhalt:
7 Gl. div. Konfitüren, 1 Fl. Holundersirup,
2 P. Socken, 1 S. Kartoffeln, 1 S. Boskop,
4 Eier gekocht (Farbe braungrün)
6 Eier roh
1 Kasse
Auf dem Blatt an der Wand steht:
Liebe Leute?
Bitte bringt die Harasse zurück
mit den Socken
Es wäre Lieb!
Es ist ja ein Hobby! Dank 031 809 XX XX
und ein vergnügen
Hier werden Diebe einfach vielviel netter angesprochen, als in der Stadt.
Mi. 6 Apr. 2011
Er hatte für den Abend ein Auto organisiert, einen grünen VW Käfer, in diesem Land seltener anzutreffen als ein Rolls-Royce. Es war bereits dunkel, als wir hinunter fuhren nach Mishmar haEmek über Megiddo nach Afula und dann weiter Richtung Tiberias. Er blieb schweigsam. Auf einem Hügel hielt er an. Zu unseren Füssen zwinkerten die Lichter der Stadt, der Kinneret lag da wie eine schwarze Platte, unberührt und bereit zum menschlichen darauf Wandeln.
Dann stieg der volle rote Mond über den syrischen Hügelzügen auf, belebte das Wasser, erhellte den Himmel.
„Tsuki“, sagte mein Begleiter ergriffen.
Wir standen neben dem Käfer, schauten zum höher steigenden Mond und fuhren dann, schweigsam wie wir gekommen waren, zurück in die Hügel von Menashe.
So. 3 Apr. 2011
Aus dem eigenen Winterbeet ein paar Schritte vor dem Block soeben geerntet.
Einziger Dünger: die Komposterde, die hinter dem Haus von den freiwilligen
Helferinnen und Helfern seit Jahren hergestellt wird.
In den 70er Jahren nervte ich mich total, …
Mi. 30 März 2011
Als absolute Liebhaberin von Archiven werde ich heute von unserem Kartografen M.K. auf dasjenige der PTT aufmerksam gemacht.
Herzlichen Dank!
Hier eine Kostprobe:
Archivkönigin
Unter dieser Rubrik werden mehrmals pro Jahr einzelne Archivalien aus den Beständen des PTT-Archivs vorgestellt.Pressemitteilung, 1918
Die Grippe (verlinkt von blogk)) hat zugeschlagen:
Im Jahre 1918 konnte der Telefondienst nicht mehr reibungslos erfolgen. Die Damen vom Amt waren krank und Gespräche über mehrere Zentralen konnten daher nicht mehr verbunden werden.
Man riet: mehr schreiben.
Mo. 28 März 2011
Wysse Fade mit Strickliseli, Stoffchride, Perle, Zickzackschäri
Rede ni öppe vo früecher, wiu i im Gägesatz zu „für hüt“, no besseri Wort meine zfinge?
Kompliziert- Item.
Das me im Fadechörbli muess Ornig ha, isch mir scho früech igimpft worde.
So, wie me gäng e früsche Naselumpe sött bisech ha
u ja nie us em Huus i dräckige Ungerhose.
In Wyss ha ni Sidefade, Elastigfade, Verwäbfade, Polyesterfade,
Bouelefade, Stärnlifade,
Cordonnette für d’Chnopflöcher, Fächtli für ds Wullige.
Nachhär gits ja no die vile Spüehli in de verschidene Farbe.
Bi re settige Vielfalt mues me eifach Ornig ha.
Im ene Chörbli oder Schublädli isches ja no eifach, Chnüpple z’vermide
u mi cha froh si, me me kes Gnusch im Hirni-Fadechörbli het.
Schön wärs, we me aus Kaputtnige chönnt ufrumme
wie nes Fadechörbli.
Hüt nime ni wider einisch d’Näimaschine füre. I näie weniger als früecher,
spare z’Flicke uf, bis es es Bigeli git.