Do. 28 Sep. 2017
Kein Klingeln an der Tür, weder Comics noch Bücher auf dem Sofa, keine Legos, Schulhefte, Turnsachen, Schuhe, Jacken, Fussbälle auf und unter Tischen und Bänken, keine Roller, Fahrräder oder Kinderwagen vor der Wohnungstür, Kissen, Teppiche und Decken faltenlos, niemand, der hungrig zum Zvieri kommt – sie sind ausgeflogen, die Kleinkrähen in die Herbstferien mit ihren Eltern.
Das sei doch gut, meinen meine Bekannten, da könne ich mich so richtig erholen. Ganz unrecht haben sie nicht, obwohl dieses „Zeit haben“ etwas geübt werden muss. Ich ärgere mich z.B. über die lange Wartezeit auf der Post. Alle Schalter sind zäh besetzt. Eine Tochter zeigt ihrer Mutter, wie sie Geld abheben kann, aber zuerst muss der Zettel mit dem Sicherheitscode in der Handtasche gefunden werden. Eine Familie will Geld nach Ghana schicken. Es scheint ein Ausweis zu fehlen. Jemand lässt sich die neuen Briefmarken zeigen, ist auf der Suche nach „etwas Besonderem“.
Ich habe Nr. 404 gezogen. Jetzt ist 392 dran.
Heute habe ich doch Zeit zum Warten!
Nachdem ich alle Titel der Bücher im Gestell gelesen und ein Rätselheft für meine Nachbarin ausgesucht habe, blinkt endlich meine Nummer auf.
Im Laden neben der Post kaufe ich 2 Bauernbrote und 1 Ragusa.
„Macht 10.05. Haben Sie 5 Rappen?“
„Nein, leider nicht. Wer hat heute noch 5 Rappen? Ich gebe Ihnen 10, dann habe ich 5 fürs nächste Mal.“
Als ich meine Brote einpacke, spricht mich ein älterer Mann an: „Sie haben keine Fünfräppler? Hier nehmen Sie ein paar von mir.“ Er schenkt mir eine Handvoll Fünfer.
Das Rätselheft und ein Brot bringe ich meiner Nachbarin.
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