Alles oder nichts


Es ist 05:12 Uhr. Eben habe ich eine Oogle-Suche „schrägband waschen vor verarbeitung“ gemacht und subito Antworten gekriegt: Nein! Frühmorgens eine klare Antwort auf eine Frage zu erhalten, ist beruhigend. Ich steppe das Schrägband ungewaschen an die runde Tischdecke.

Es sind eigenartige Zeiten, in welchen einem die Gedanken durch den Kopf poltern und zu welchen ich keine passenden Worte finde. Wenn ich meine trotz beigelegtem Apfel blühunwilligen Bromelien giesse – in die Trichter der Blattrosetten – höre ich ein feines Knacken, wie das Brechen eines trockenen Ästchens. Ich stelle mir vor, dass das die Hoffnung sein könnte, die stirbt.

Letzthin recherchierte ich für das Lexikon die biografischen Daten einer Berner Schriftstellerin. Für das Todesanzeigenportal brauchte es ein Login. Nach meiner Anmeldung wurde ich fündig, aber nun erhalte ich alle paar Tage von „tap“ die aktuellen Todesanzeigen 3000 Bern/BE und Umkreis von 15 km. Ich habe noch nicht herausgefunden, wie ich mich aus dieser tap-Liste abmelden kann. Es eilt ja nicht, und schadet nicht, wenn ich heute kurz an die mir unbekannten Verstorbenen Barbara Megert, Erna Messerli, Ruth Hallauer und Vera König denke.

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Es waren so richtig harzige „helige“ Tage (mein Vater sagte „helig“). Ich bin froh, dass mit Dreikönige nun alle vorbei sind und der Januar – im Gegensatz zu meinem Tappen – schon zielgerichtet seinem Ende entgegen stürmt. Lichtblick an den grauen Hochnebeltagen war die Blogk-Familie. Über die Festtage fanden mit diesen und jenen Besucherinnen und Besuchern mehr als 40 Gläser in meine Küche zurück, …

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Heute, in des Herrgotts Frühe, habe ich …

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… halten wir den Ball im Spiel,

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Blogk musste in den vergangenen Wochen warten. Obwohl ich jeden Tag früh auf den Beinen war, schien es mir, zu nichts zu kommen. Die Tage hingen wie Blei an mir, und wäre da nicht der Garten gewesen mit den dürstenden Pflanzen, ich wäre einfach im 16. Stock geblieben. Als Chronistin habe ich zweifellos in der letzten Zeit versagt. Jedes einzelne Familienmitglied hatte einen total gedrängten Terminkalender. Es kam zu Kollisionen, man musste improvisieren, manchmal etwas absagen, auf- und verschieben, hie und da wurde sogar etwas vergessen – was die aus dem Lot geratene Welt nicht kümmerte.

Hier eine gemischte Auswahl Bilder aus den vergangenen Wochen:

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Wenn etwas nie fertig wird, dann ist das Der Stammbaum, eine immerwährende Beschäftigung für angefressene, tüpflisch … de Pensionierte. Als meine Mutter uns die Kirchenrodelblätter der Familie meines Vaters hinterliess – sie selber wusste wenig über ihre Herkunft – begann ich, das Gänsekiel- und Federgekrakel auf eine Genealogie-Plattform zu übertragen und digital zu ergänzen.

Da ich nicht alle noch Lebenden fragen konnte, ob ihre Namen in Blogk.ch stehen dürfen, hier nur ein Teil des Geästs.

Den heutigen verregneten Weltfrauentag widme ich einem Streifzug durch 378 Jahre Familien-Frauengeschichten.

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Schaue ich von meinem Balkon aus über Buchen und Tannen nach Nordwesten, …

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An Leitsprüchen und Weisheiten für den Alltagsgebrauch hat es in meiner Kindheit nicht gemangelt. Sie blieben an mir kleben und drängen sich unter anderem dann vor, wenn ich etwas wegwerfen entsorgen will. Könnte man’s nicht doch noch irgendwie „zu Ehren ziehen“, etwas Apartes daraus machen, wenn auch nur für Wochen, für Jahre, noch besser für Generationen? Meinen Schwestern geht es nicht anders. Kürzlich erhielt ich das Föti einer Jeans. Die Hose gehört meiner Nichte Cornelia. Beim „Spaziergang“ im unwegsamen Gantrischgebiet brach sie sich das Wadenbein und …

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An der Südseite der Martinskirche ist es „hilb“ (angenehm warm). Eine Familie sitzt auf der neuen Bank an der Mauer und isst Brote aus dem Rucksack. In „meinem“ Dorf gibt es nicht viele Plätze, wo man gratis und gefahrlos die Aussicht auf …

die Klosterruine und den Alpenkranz geniessen kann.

„Alpenkranz“ sagten meine Eltern, die hier lebten und nun auf diesem Friedhof begraben sind. Jahrelang kümmerten sie sich um die Gräber von Verwandten und Bekannten, gossen die Pflanzen, nahmen im Herbst Samen ab für die neuen Setzlinge im Frühling und hoben vertrauensvoll, nach Psalm 121, ihre Augen auf zu den Bergen.

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Mit gefasster Stimme berichtet der Nachrichtensprecher über die Aufbahrung in der Westminster Hall.

Ich war noch nie in England, und seit man bei der Coiffeurin nicht mehr mit der „Glückspost“ unter der Haube sitzt, bekomme ich kaum mehr Royales mit.

Kurz erinnere ich mich an den alten Zahnarzt in Delhi, den wir auf unserer Indienreise aufsuchten. Er kontrollierte die Zähne meiner Tochter: in Ordnung, aber vom vielen Schwarztee braun verfärbt. Meinem Stockzahn verpasste er mit sicherer Hand eine neue Füllung. Eine Weile blieben wir in der Praxis auf etwas verblichenen Polstersesseln, neben Vasen auf Tischchen sitzen und liessen uns über die zahlreichen gerahmten Fotos an den Wänden erzählen, die den noch jungen Zahnarzt mit seinem royalen Patienten und Freund Lord Mountbatten, Vizekönig von Indien zeigten.

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… schrieben wir als Familie den ersten Test-Blogeintrag. blogk.ch war ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk meiner Kinder, und wahrscheinlich ein bisschen als Ersatz für den regen Briefwechsel gedacht, den ich nach dem Tod meiner Freundin Rosmarin vermisste. An diesem 25. August 2004 wusste ich zuerst nichts mit der Adresse anzufangen, hatte kaum eine Ahnung von Blogs. Stand da im Zusammenhang mit dem Krieg im Irak etwas in der Zeitung über einen Blogger aus Bagdad? Nie hatte ich daran gedacht, selbst ein „Tagebuch“ im Internet zu führen. Inzwischen bewegen sich die Mitglieder der Blogk-Familie auf schnelleren Plattformen, müssen beruflich viel schreiben und überlassen mir vertrauensvoll die „Blogkfamilienchronik“. Was sich leider nicht geändert hat: Wie vor 18 Jahren herrschen im Irak weiterhin Krieg und Terror.

… und der Juni schon ziemlich angeknabbert, ohne, dass mir blogkmässig viel Berichtenswertes eingefallen wäre. Hier eine Zusammenfassung des Wonnemonats für Familie und Zugewandte.

Eine „Situation“ hat die andere abgelöst. Nun ist das Amt BSM zuständig. Nach genau 10 Jahren erhielten die Haushalte des Kantons wieder einmal eine Broschüre: Der Notfalltreffpunkt – Ihre Anlaufstelle im Ereignisfall. Ich habe diese, wie amtlich angewiesen, aufmerksam gelesen, sie in der oberen linken Ecke gelocht und an einer Schnur zu der Notfallmappe mit den Kaliumiodid-Tabletten gehängt. Trifft eine Katastrophe ein Ereignisfall ein, ist mein Notfalltreffpunkt die Aula der Sekundarschule Bümpliz. Bevor ich mich aber Hals über Kopf dorthin stürze, muss ich mich über einen QR-Code informieren, ob die Örtlichkeit schon entsprechend umfunktioniert wurde.

Ein seltener Vogel namens Thorshühnchen aus der arktischen Tundra Islands oder Spitzbergens hat sich auf dem Thunersee niedergelassen. Begeisterte Vogelkenner*innen pirschen sich mit Kameras an das Tierchen heran. Vor 13 Jahren erging es fremden Fötzeln auf unseren Gewässern nicht gut. Dieses Hühnchen hat Glück. Irgendwie werden im Moment europäische Fremdlinge wohlwollender aufgenommen, als auch schon. Zu erwähnen ist, dass das Vögelchen wahrscheinlich bald wieder nordwärts ziehen wird.

Falls Sie im Orangen Riesen Ihren Kassenbon scannen und gewinnen wollen: Miggy’s Win Machine funktioniert schlecht. Drücken Sie mit viel Gefühl den Strichcode des Bons an das rote Fenster. Sollten Sie ca. die 101. Kundin des Tages sein, ist es möglich, dass Sie um Fr. 2.- reicher werden. Kunden schmeissen den Bon nach erfolglosen Belichtungsversuchen in den Abfall. Eine Lehrerin kommt mit einer Kinderschar und hält die weggeworfenen Papierchen der Männer noch mal ans rote Licht – leider ohne Gewinn.

Wir Schweizer*innen können dankbar sein, dass Ueli, der Klugscheisser Weiseste unter den Bundesrät*innen, über sein 72. Altersjahr hinaus bleiben will, denn er habe nach 14 Jahren immer noch den Plausch, sagte er im Interview. In der Stadt Bern wird gern oder ungern mit 63 Jahren das Passwort abgegeben. Im Kanton kann das Arbeitsverhältnis mit einem Gesuch an das Kantonale Personalamt verlängert werden. Mit 70 Jahren ist dann aber auch Schluss.

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Wahrscheinlich habe ich die beliebten Aprilscherze in den Zeitungen übersehen. Oder gab es diesen 1. 4. passenderweise keine? Doch, der Quartieranzeiger „Blizer Woche“ konnte sich nicht zurückhalten und veröffentlichte schon Ende März einen Beitrag über den Kunstrasen rund ums neu sanierte Schwimmbad in Berns Westen. Nicht besonders witzig.

Obwohl ich vom Putzen nach Kalender nichts halte, überkommt mich vor Ostern vermehrt das Bedürfnis, hier etwas feucht abzuwischen, dort auszuspülen, zu polieren, einzuräumen, umzutopfen, runde Ecken eckig zu fegen, auch wenn sie sich hinter Möbelstücken verbergen, diesen oder jenen Stapel Papier durchzusehen, meistens wegzuwerfen. Papier „versuumt“ (raubt Zeit). Ich stosse auf einen Brief an meine Freundin Rosmarin, Lektorin bei einem grossen Kinderbuchverlag. Ich habe ihn vor 20 Jahren geschrieben. Hier ein Teil daraus in Erinnerung an eine grosszügige, belesene Frau mit viel Humor:

… schicke ich dir noch ein Paar handgestrickte Socken für frühlingshafte Temperaturen. Meine Töchter finden sie zu gross, aber ich sagte, dass du Modell „Schiff“ willst, welches wirklich nicht drückt. Das Muster ist ein sehr altes mit Löchligang und rechts und links. Mit mir wird diese „Kunst“ in der Familie aussterben. Das ist ein hausfraulicher Niedergang: Niemand mehr kann im Maschenstich flicken, niemand ein Käppchen (Sockenferse) stricken, niemand weiss, wie Öpfelrösti richtig geht, seit meine Schwiegermutter Berthi in der weitläufigen Himmelsküche – derjenigen auf Erden ähnlich – knetet und schnipselt. Und die Handarbeitslehrerinnen wurden nach 150 Jahren auch abgeschafft.

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Wenn ich hier bei blogk in die ersten Jahre zurück lese, sehe ich, wie mir der Humor im Laufe der Zeit abhanden gekommen ist. Als Kind hatte ich ab und zu schmerzhafte Lachanfälle. Grund dafür waren meist aufgeschnappte Gesprächsfetzen von Erwachsenen, die ich mit meiner Fantasie verknüpfte, so dass die „kurligsten“ (sonderbaren, komischen) Bilder entstanden. Meine Mutter hatte die Ottomane – das Wort „Sofa“ kannten wir noch nicht – beim Sattler neu beziehen lassen. Als ich wieder einmal sterben musste vor Lachen, warf ich mich auf das neue, grüne Tuch mit den beigen Blüten und liess meinen Tränen und der Schnudernase freien Lauf. Es war in einer stürmischen Nacht, als ich im flatternden Nachthemd den Hang vor dem Haus hinauf stieg zur Strasse, wo ich zum Vergnügen der ganzen Familie bei den zwei Birken die Stalllaterne schwenkte. Unbrauchbar war ich bei der Feldarbeit, weil ich Vater, Mutter und Geschwister zum Lachen brachte und so den ordentlichen Ablauf des Heuwendens störte. Als Erwachsene wurde ich gerne an Hochzeiten eingeladen, denn neben mich konnte man jedes Müeti, jeden Ätti, überhaupt jeden komischen Kauz platzieren, sogar die Grimmigen, Verbitterten fanden am Ende das Fest gelungen. Ausserdem war ich gut im Vorlesen von Hochzeitsgedichten. Es gab einige Leichenschmäuse, an denen ich die Angehörigen, besonders die Nachkommen, ein bisschen trösten konnte, indem ich ihnen heitere Begebenheiten aus dem Leben der Verstorbenen erzählte.

Alles Schnee von gestern.

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So wie einige andere Beiträge, blieb auch dieser zum 8. März bis heute in „Entwürfe“ hängen.

Worte sind schwer zu finden. „Mein Motto war es, vorwärts zu schauen und alles hinter mir zu lassen, schnell neu anzufangen. Aber nun ist sie aufgesprungen, meine sicher verschlossene Erinnerungsschublade, und ich bin wieder eine Frau auf der Flucht, als ob es gestern gewesen wäre.“ Meine Freundin weint über sich und das Leid, welches in diesem Moment anderen Frauen widerfährt. Über vierzig Jahre sind es her, seit es sie mit Mann und drei Kindern nach einem Militärputsch in die Schweiz verschlagen hat, im Handgepäck hauptsächlich Windeln und Babynahrung.

Täglich werden neue Erinnerungsschubladen vollgestopft und der Inhalt der alten quillt heraus – schmerzlich, bitter.

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… gewöhnlich.

„Immer, wenn Sie kommen, regnet es“, begrüsst mich Rosalina. Tatsächlich wollten heute schwere Tropfen fallen, wenn Ylenia – oder schon Zeynep? – sie nur lassen würde. Falls ich das möchte, könnten wir die Masken beim Haareschneiden anbehalten.

Nein, umgottswille, gar nicht, hatte ich doch seit vielen Monaten zum ersten Mal wieder Lippenstift benutzt. Die Coiffeurin wäscht, schneidet und föhnt mir die Haare ohne jede Behinderung durch Gummibänder um die Ohren. Dann bringt sie mir einen Espresso – wunderbar – in einem Porzellanbecher, das Wasser in einem Glas und ein Stück Mandelschoggi auf einem kleinen Tablett. Haben Papierbecher- und Wegwerftellerzeit endlich doch ein Ende? Der Sturm wird immer heftiger. Draussen binde ich die Kapuze fest. Die Frisur ist dahin.

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Kleinesmädchen schenkt mir ein Traubenzuckerbonbon. „Oh, danke!“ sage ich und schiebe mir die rosa Tablette in den Mund. Blitzschnell sollte mich nun ein Energieschub treffen und aus meiner schon länger andauernden Antriebslosigkeit heraus katapultieren. Aber nein, ausser einem süssrauhen Gefühl auf der Zugen geschieht nichts. Wahrscheinlich müsste ich das ganze Geschenktäfeli-Glas aus der Apotheke schlucken. Immerhin schmeckt das Wort Trauben-Zucker fein, obwohl dieser – von wegen Trauben – aus Kartoffeln und Mais gewonnen wird.

76 Sturmgewehre und 22 Pistolen sind der Armee im vergangenen Jahr abhanden gekommen. Die Waffenverluste hätten gegenüber dem Vorjahr zwar zugenommen, lägen aber im Bereich der üblichen Schwankungen. Die Ursachen für die Zunahme sieht der Armeesprecher in der gestiegenen Mobilität. Das Militär muss sich in einer ganz anderen Welt bewegen, als das gewöhnliche Volk, welches nun schon zwei Jahre unter mangelnder Mobilität leidet. Inzwischen sind 15 der vermissten Schusswaffen wieder aufgetaucht. Davon wurden 3 Pistolen und 5 Sturmgewehre von Müttern, Freundinnen und Ehefrauen aus der militärischen Schmutzwäsche geschält.

Ich mache einen Gang durch den Garten, wische dürre Blätter zusammen und schiebe sie von den Schneeglöckchen. Es ist kalt und kein Zaungesprächswetter. Nur Margrit aus dem Tscharni spaziert vorbei und teilt mir mit, dass die Bauarbeiten, laut Bruno, im Schwimmbad planmässig verlaufen und wir auf die Neueröffnung im Mai zählen können. „Inshallah“, murmle ich über den spriessenden Frühlingsboten.

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Elf Jahre sind es her, seit mein Quartier sich vom 14er-Bus verabschiedet hat, um das Tram zu begrüssen. Unsägliches Gedränge über fünfzehn Haltestellen zwischen Hauptbahnhof und der Endstation fand somit ein Ende.

Allerdings verschwanden damit auch die Bus-Geschichten, die mir stets Sprungfeder in den neuen Tag und den Feierabend gewesen waren. Einige davon habe ich hier in blogk aufgeschrieben, wie z.B. diese:

Maskiert, mit Abstand und beschlagenen Brillengläsern sitze ich heute im gut besetzten Tram. Zehn Haltestellen lang höre ich kein Wort. Endlich, Richtung Hirschengraben, vom Sitz hinter mir die Mutter zu ihrem erwachsenen Sohn:

„Du muesch d’Orangsche de o ässe, nid nume aluege – u d’Bire o, u d’Banane o.“

Was für eine Geschichte! Zum Desser gibt es abends bei mir am Familientisch Fruchtsalat mit Orangsche, Banane, Öpfel – u o Bire.

… het ds Müüsli gseit, wos ids Meer bislet het.

Nachdem ich Ende Februar 2020 ein ÖV-Jahresabo für Fr. 600.- gekauft und es dann „wegen der Situation“ nur für 2 Kurzstreckenfahrten à Fr. 2.- benutzt hatte, entschloss ich mich, 2021 eine App für elektronische Einzeltickets einzurichten. Fairtiq hat für mich Buch geführt:

Du hast dieses Jahr 40 Fahrten gemacht und 153,28 km zurückgelegt. Im Vergleich zum Auto hast du dabei 24,39 kg CO2 eingespart. Ein Baum würde 1 Jahr und 1 Monat brauchen, um diese Menge an CO2 zu absorbieren!

Mit meiner eingesparten Menge Kohlendioxid könnten Mann und Frau 4’975,6 Geburtstagsballons füllen – sagen die Fachspinnen im Netz.

Endlich bin ich durch mit den gestapelten Tageszeitungen. Eben kam der 13. Dezember 2021 in die Altpapiersammlung. Über Ereignisse zu lesen, deren Ausgang schon bekannt sind, stresst viel weniger als umgekehrt.

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